Endlich ist es wieder soweit. Wir nehmen unser zehnjähriges Jubiläum, seit wir das erste Mal auf dieser wunderbaren Insel unseren Urlaub verbracht haben zum Anlass, um bekannte Gegenden zu bereisen, neue Landschaften zu entdecken und die Magie dieser Insel in uns aufzusaugen. Wir werden das erste Mal zur Sommersonnenwende im hohen Norden unterwegs sein. Ich bin gespannt, wie ich mit dem fast durchgehendem Tageslicht zurecht komme und wie sich die Insel in den letzten Jahren weiter verändert hat. Vielleicht schaffen wir es, unseren Tagesrhythmus so anzupassen, dass wir an den Hotspots unterwegs sind, wenn die meisten Leute wieder in der Unterkunft sind.
Ich freue mich wahnsinnig auf das Licht, das Wetter, die Landschaft, die Papageitaucher, unsere Bekannten, die Mitternachtssonne und auf diese unglaubliche Kraft und Atmosphäre, die ich nur auf Island finde.
Am 10.06. startet das 5. Islandabenteuer. Da es fast durchgehend hell ist und wir dies sicherlich ab und zu ausnutzen, hoffe ich, dass sich noch genügend Zeit für tägliche Updates findet. Ich gebe mir jedenfalls alle Mühe.

Bevor die Reise losging, musste ich mir darüber klar werden, was ich nun eigentlich vom vorhandenen Fotoequipment alles einpacken werde. Erstens ist der Platz im Rucksack beschränkt und zweitens auch die vorhandenen körperlichen Ressourcen, die für jedes eingepackte Objektiv herhalten müssen. Im Endeffekt wurde es jetzt eine Mischung aus der GFX100s mit 23F4, 45F2.8 und 110F2.0 und der Canon R5 mit dem RF100-500. Somit ist von Landschaft bis Papageitaucher die im Sturzflug auf mich zu fliegen alles abgedeckt. In der Hosentasche fand sich dann noch für die Ricoh GR3x Platz. Die restlichen Fotosachen ärgern sich jetzt zu Hause in aller Stille, dass sie nicht mitdurften.

10.06.2024
So früh vorher hatte ich noch nie eine Islandreise gebucht. Aber aufgrund der Jahreszeit und der damit zu erwartenden Anzahl an Touristen, schien mir das diesmal angebracht. Somit kam uns die Zeit, bis es nun losgehen konnte, auch ewig vor. Nun war es soweit und wir trafen entspannt und mit dem heutzutage benötigten zeitlichen Vorlauf am BER ein. Wir hatten schon einen Tag vorher in Berlin verbracht, da Shirley Karten für die Waldbühne hatte. Wir verbanden dies gleich mit einem Geburtstagsüberraschungsbesuch und stellten mal wieder fest, dass uns Berlin immer wieder einiges abverlangt.
Die Aussicht auf die menschenreduzierte Insel mitten im Atlantik ließ uns das aber schnell vergessen. Flieger flog entspannt, Gepäck kam an, Sonne schien bei der Ankunft und es war ansonsten auch mit keiner Katastrophe zu rechnen. Wenn man nicht so dämlich ist und das Auto am Inlandsflughafen von Reykjavik anstatt am International Flughafen bei Keflavik zu reservieren. Glücklicherweise waren die Angestellten bei AVIS/Budget gewillt mir zu helfen und mit einigen Komplikation und etwas Wartezeit gab es dann ein Auto direkt am richtigen Flughafen.
Leider sind aufgrund des lang anhaltenden Winters und einiger wettertechnischer Kapriolen die F-Straßen (Hochlandstraßen) noch gesperrt. Somit konnten wir nicht ganz so abenteuerlich in den Urlaub starten, wie wir uns das gewünscht hatten. Dennoch war die Anreise zur ersten Unterkunft in der Nähe von Reykholt von den typischen isländischen Merkmalen geprägt. Die Straßen abseits der Ringstraße waren fast leer und die Landschaft war fantastisch.
Wir übernachteten auf einer Farm. Shirley machte sich, wie gewohnt, gleich an den Hund der Besitzer ran. Dieser zeigte sich sehr willig für Streicheleinheiten und andere Spielereien. Nach dem wir unsere Sachen im Haus verstaut hatten, fuhren wir noch zu den nahegelegenen Wasserfällen Hraunfossar und Barnafoss. Die Reise begann 22:00 bei hellster Sonne und schönstem Licht. Wir waren dann auch fast allein dort. Die kleine Gruppe Asiaten verzog sich recht schnell und wir waren die Einzigen an den Wasserfällen. Nach vollendeter Besichtigung und Abbildung fuhren wir dann wieder Heim. Auch wenn die Sonne jetzt hinter dem Berg verschwand, wurde es nicht dunkel.
Wir gingen dann 0:30 Uhr (deutsche Zeit 2:30 Uhr) ins Bett. Es war taghell und die Vorhänge ließen das vorhandene Licht auch ungefiltert durch. Da halfen nur Schlafmasken. Ein langer Tag endete mit zufriedener Müdigkeit.








11.06.2024
Auch wenn es sich komisch anfühlte, bei hellem Tageslicht einzuschlafen, so ging es doch recht gut. Wir waren ja auch ordentlich unterwegs gewesen. Der Tag begann mit einem Frühstück, einem längeren Gespräch mit einer deutschen Touristin aus Dresden, Hundespielereien und etwas Kommunikation mit den Vermietern.
Nach dem die Zeit nur so verflog, fuhren wir ca. 10:00 Uhr los und besuchten noch einmal die Wasserfälle vom Vortag. Diesmal lagen sie im perfekten Licht und zeigten ihre prächtigen Farben. Im Gegensatz zum Vorabend waren wir diesmal nicht allein. Davon war aber auch nicht auszugehen.
Das nächste Ziel hieß Glymur. Das ist der höchste Wasserfall auf Island. Die Wanderung hielt etwas Abenteuerliches bereit, in dem man über den reißenden Fluss klettern musste. Anfangs waren es größere Steine und die letzten 6 Meter ein festgeschnürter Baumstamm. Damit man sich festhalten konnte, war noch ein Stahlseil über den Fluss gespannt. Es kostete mich zwar etwas Überwindung, aber dann lief es doch ganz gut und wir kamen trockenen Fußes über den Fluss.
Der Wasserfall war gigantisch. Die Freude trübten nur 2 Idioten, die sich hinter die Absperrung mit ihren Campinghockern setzen mussten. Es gibt halt immer Menschen, die sich über alles hinwegsetzen müssen. Naja. Kurz geärgert und mit dem tollen Wasserfallerlebnis wieder abgestiegen.
Wir hatten jetzt noch über 2 Stunden Fahrt zur Unterkunft in Olafsvik auf der Snæfellsnes Halbinsel vor uns. Die Fahrt dorthin ist sehr abwechslungsreich. Die Halbinsel bietet dem gemeinen Islandbesucher einen kleinen Abriss der gesamten Insel. Wir versuchen bei unseren Besuchen immer einen Stopp einzurichten, weil es uns dort einfach gefällt. Das Zimmer in einem Apartment war gemütlich, die Gastgeberin nett und wir noch voller Tatendrang. Ich wollte noch zum Leuchtturm am westlichen Ende der Halbinsel fahren.
Auf dem Weg dahin gabelten wir einen Ungarn auf, der auf Snæfellsnes arbeitete und ca. 30 km trampen wollte. Da um die Uhrzeit (gegen 22:00 Uhr) keine Sau mehr unterwegs war, entschloss ich mich, ihn die 30 km zu fahren. Dieser kleine Umweg führte dazu, dass wir ,am Leuchtturm angekommen, total Knülle waren. Ich fotografierte etwas und dann ging es zurück.
Wir waren wieder bis gegen 0:00 unterwegs gewesen. Es ist schon krass, was das ewige Licht in einem freisetzt.







12.06.2024
Nach dem Schlaf war nicht nur die Müdigkeit, sondern auch das Sonnenlicht verschwunden. Dafür begleitete uns während des Frühstücks ein süßliches Pfeifen von kleineren Windböen. Dennoch machten wir uns erwartungsfroh auf den Weg. Im Endeffekt fuhren wir einige Sehenswürdigkeiten ab, die wir schon kannten, die aber nicht fehlen durften. Die schwarze Kirche von Búðir gehört definitiv dazu. Neben der beschaulichen Kirche kann man auch ans Meer und dort ist man im Gegensatz zur Kirche meist allein. Während des Spaziergangs zum Strand wollte der Regen immer einmal die Oberhand gewinnen, hat sich dann aber meist wieder zurückgezogen.
Etwas weniger trocken blieb es dann auf dem Weg zur riesigen Schlucht Rauðfeldsgjá. In dieser befand sich noch Schnee und ein kleiner Bach durchzog die Schlucht. Glücklicherweise befanden sich in der Schlucht neben uns nur 2 weitere Personen. Ansonsten wäre der Balanceakt über die vom Wasser umströmten Steine noch aufregender geworden. Die Temperaturen in der Schlucht waren um einiges niedriger als draußen.
Im kleinen Örtchen Arnarstapi stärkten wir uns erst einmal bei Kaffee und Kuchen. Dabei fiel uns mal wieder auf, wie die Preise angezogen haben. Für 2 Stück Kuchen und 2 Kaffee zahlten wir knapp 35,00 Euro. Auch sind die Unterkünfte noch einmal teurer geworden. So ist ein Doppelzimmer mit Frühstück und Gemeinschaftsbad für 160,00 Euro pro Nacht keine Seltenheit.
In Arnarstapi kamen wir dann auch zum ersten Mal in diesem Urlaub in den Genuss der Seeschwalben. Diese verteidigen aggressiv und ohne Angst vor weitaus größeren Lebewesen (z. B. Menschen) ihre Brut. So fliegen sie den Leuten direkt auf den Kopf zu. Mal drehen sie vorher ab, mal gibt es herzhaftes Schnabelgehacke in den Kopf. Jedenfalls führt es dazu, dass die meisten Menschen ihre Schrittfrequenz stark erhöhen.
Wir fuhren dann noch einige kleinere Orte ab, hatten aber nicht endlos Zeit, da wir 18:30 in Stykkishólmur einen Tisch zum Abendessen reserviert hatten. Als kleines Festessen zur zehnjährigen Erstbereisung dieser Insel wollten wir im Sjávarpakkhúsið speisen. Bisher hatte ich auch in Fischrestaurants die Möglichkeit, etwas ohne Fisch zu essen. Das war in dem gemütlichen kleinen Restaurant nicht der Fall. Auch wollte Shirley das 6 Gang Probiermenü essen, was nur serviert wurde, wenn es beide essen. Somit gab es viel Fisch und das erste Mal in meinem Leben Muscheln und Fischeier. Ich habe es überlebt und fand auch ab und an Geschmack an dem Servierten. Ein weiterer gelungener und abwechslungsreicher Tag auf Island fand damit dann auch sein Ende.









13.06.2024
Olafsvik scheint die Hauptstadt des Regens zu sein. Vor allem immer dann, wenn wir aus dem Haus treten. Sobald man ein wenig aus dem Ort herausfährt, wird es trocken und auch weniger windig. Jedenfalls verfolgte uns das nasse Wetter hier beharrlich. Bevor die lange Reise nach Patreksfjörður losgehen konnte, fuhren wir noch Tanken und schauten uns den Wasserfall Svöðufoss an, der fast am Straßenrand lag. Der kleine Abstecher hatte sich auf jeden Fall gelohnt. Zu lohnen scheint sich hier auch das Tankgeschäft. Ein Liter Benzin kostete meist um die 2,14 Euro. Da wir einige Kilometer abreißen werden, wird Benzin ein nicht unerheblicher Kostenfaktor sein.
2014 fuhren wir schon einmal auf die Westfjorde und nahmen die Fähre. Diesmal entschlossen wir uns, die Straße zu nehmen, um auch wieder neue Umgebungen zu erkunden. Die Fahrt war mit ca. 4,5 Stunden angegeben. Wir bereuten die etwas längere Tour ohne Fähre nicht. Die Landschaft war sehr abwechslungsreich und die Fjorde, die von riesigen Bergen eingerahmt wurden, waren einfach gigantisch. Das Wetter spielte auch mit. Es war kurzzeitig bis 20 Grad warm. Je nach Wind kam es einem aber immer mal wesentlich kälter vor. Auch bildeten sich tolle Wolkenformationen, die an einen beginnenden Tornado erinnerten. Wir blieben von solchen Extremen aber verschont.
Das eigentliche Ziel waren die riesigen Felsen bei Látrabjarg und die dort ansässigen Papageitaucher. Wir kamen gegen 18:00 Uhr zur besten Zeit an und kletterten vorfreudig die Klippen hinauf. Der Weg war recht steil und mühsam, die Aussicht aufs Meer super, die riesige Anzahl an Vögeln beeindruckend, nur es fehlten die Papageitaucher. Die Felsen um Látrabjarg beheimaten eigentlich eine der größten Populationen der kleinen knuffigen Kerlchen. Entweder waren sie aber noch nicht vom Meer zurückgekehrt oder sie hatten Hausarrest, weil sie nicht artig waren. Ein Highlight gab es aber auch in der papageitaucherfreien Zeit. Ein Polarfuchs eilte über die Wiese mit einem Vogelei in der Schnauze. Besonders gut getarnt sind sie mit ihrem schwarzen Fell derzeit nicht.
Nachdem wir schon aufgegeben hatten, unterhielten wir uns mit einigen Mitsuchenden. Ein Paar aus Frankreich machte uns dann ein wenig Hoffnung, da sie welche gesehen hatten und auch wussten, wo wir suchen sollten. Kurz danach lief uns der erste Papageitaucher über den Weg. Besser gesagt, saß er ruhig da und ließ sich auch von unserer Ankunft nicht aus der Ruhe bringen. Es folgten dann noch 2 weitere. Durchgefroren, aber zufrieden beendeten wir unseren Ausflug und fuhren nach Patreksfjörður in unsere Unterkunft. Es war ein so mit tollen Momenten vollgepackter Tag, der hätte auch für eine Woche gereicht.











14.06.2024
Nach dem langen Ritt vom Vortag war die kürzere Entfernung von 156 km nach Suðureyri eine willkommene Abwechslung. In unserem Guesthouse war das Frühstück sehr reichhaltig. Das ist auf Island nicht immer der Fall. Der jugendlich moderne Stil der Unterkunft machte sich auch im abwechslungsreichen Frühstück bemerkbar. Bevor wir Patreksfjörður wieder den Rücken kehrten, sind wir noch etwas durch das kleine Dorf gelaufen. Neben der Begutachtung der manchmal etwas skurrilen Bauwerke war die wichtigste Errungenschaft 3 Büchsen Bier für Shirley. Somit war der Start in die Europameisterschaft mit dem Spiel Deutschland gegen Schottland gesichert.
Oberhalb von Patreksfjörður gibt es ein kleines Thermalbad. Wir entschlossen uns, auf der Weiterfahrt dort zu halten und ein wenig zu entspannen. Wir waren anfangs allein. Danach gesellten sich noch 2 Franzosen und 2 Isländer dazu. Da es mehrere kleine Becken gab, blieben dennoch alle für sich. Einige der Becken hätten von der Wassertemperatur auch zum Hummerkochen herhalten können. Ich halte es in diesem warm-heißen Wasser nicht ewig aus und im Gegensatz zur Badewanne zu Hause, kühlt das Wasser auch nie ab. So konnte ich durch geschickte Verlagerung einiger Körperteile aus dem Wasser in die kühle Luft einiges an Zeit gewinnen, bevor es nicht mehr ging. Normalerweise werde ich nach so etwas hundemüde. Das hielt sich aber diesmal in Grenzen.
Das große Ziel des Tages war, neben dem Eröffnungsspiel, der riesige und sehr sehenswerte Wasserfall Dynjandi. Eigentlich sind es mehrere Wasserfälle. Diese ziehen sich nacheinander bis ins Tal. Die Wassermassen sind total beeindruckend und wenn man oben vor dem größten der Wasserfälle steht, kommt man aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. So verbrachten wir einige Zeit in diesem Gebiet. Die Anzahl an anderen Touristen war anfangs noch recht hoch, doch mussten dann alle wieder in ihre Busse und es war echt überschaubar. Was uns als isländische Neuerung hier das erste Mal über den Weg lief, war, dass wir für den Parkplatz per App bezahlen mussten. In dem Fall waren es ca. 6 Euro. Das war zu verkraften, aber zeigte auch, dass hier auch ein Umdenken stattfindet.
Im Tagesendort Suðureyri bezogen wir unser Zimmer. Der Ort kann nicht verleugnen, dass er im Zeichen der Fischfabrik steht. So hängt ein permanenter Fischgeruch in der Luft. Ich habe mir sagen lassen, dass man ihn nach ca. 14 Tagen nicht mehr riecht. Wir fingen dann pünktlich 19:00 mit dem Fußballschauen an und entschlossen uns, zur Halbzeit in die zum Guesthouse gehörende Kneipe zu wechseln. Shirley wie ein Deutschlandgroupie bekleidet und angemalt. Die Reaktion der wenigen Gäste war jedenfalls sehr positiv. Da das Spiel zur Halbzeit schon gelaufen war, genossen wir unser Essen und die Kommunikation mit den isländischen Kneipengästen. Gesättigt vom Essen und dem 5:1 über Schottland gingen wir schlafen. Nur unser schottischer Plüschfrosch Eddi verdrückte sich die ein oder andere Träne vorm Einschlafen.








15.06.2024
Noch siegestrunken vom Vortag ging es gegen 9:00 zurück in die Kneipe, die gleichzeitig auch Frühstückslocation und Café war. Das Frühstück war reichhaltig und die Bedienung freundlich. Die Marke Fisherman, zu der auch unsere Unterkunft gehörte, unterhielt mehrere touristische Unternehmungen in dem Dorf. So wurden Touristen von den Kreuzfahrtschiffen mit Bussen abgeholt. Denen wurde dann wahrscheinlich die Fischfabrik gezeigt. Auf jeden Fall wurde hier versucht, aktiv Geld in diese abseitige Gegend zu bringen. Ein Gast vom Kreuzfahrtschiff stellte sich als Deutscher heraus, der seit Ewigkeiten in Kalifornien lebt, dessen Eltern aus der Nähe von Leipzig kamen, aber kurz nach dem Krieg in den Westen und dann nach Kanada migrierten. Das sind so die Begegnungen, die auch ein Teil der Reisefaszination ausmachen.
Heute standen keine festen Punkte auf dem Zettel. Die Fahrt durch die Westfjorde in unser nächstes Quartier nach Nordurfjördur sollte genügend Potential zum Halten und Fotografieren bieten. Ein geplanter Stopp war dann doch dabei. Nördlich von Ísafjörður wurde eine neue Aussichtsplattform über dem Atlantik gebaut. Beim notwendigen Durchqueren von Ísafjörður fielen uns gleich die 3 Kreuzfahrtschiffe auf und die Massen an Menschen, die wie Ameisen durch den kleinen Ort wuselten. Mit dem Unterschied, dass Ameisen meist ein zielorientiertes Vorgehen an den Tag legen. Es ist schon Wahnsinn, wie viele Menschen von jetzt auf gleich in so einen Ort geblasen werden. Die Anzahl an Kurztouristen übersteigt die der eigentlichen Einwohner um Längen.
Die Plattform selber lag auf einem hohen Plateau, welches noch eine Radaranlage beherbergte. Die Schneemassen hatten der Konstruktion recht schnell ihre Grenzen aufgezeigt. So waren einige Scheiben der neuen Anlage gesplittert und es bedurfte einiger notdürftiger Schutzmaßnahmen. Der Ausblick über die Wolken und in die Schlucht war jedenfalls atemberaubend. Der weitere Weg durch die Fjorde war, auch aufgrund des sonnigen Wetters, eine Augenweide. Immer wieder eröffneten sich riesige Fjorde mit tollen Flussläufen. Auch überquerten wir einige Höhenlagen, wo noch Schnee und durch die Wassermassen gebildete Wasserfälle den Weg zierten.
Unsere Unterkunft war diesmal eine kleine Kabine mit Miniterrasse am Ende der Welt. Es stellte sich heraus, dass die 4 Kabinen neben uns von einer isländischen Familie gebucht wurden. Diese hatte sich zum verlängerten Wochenende aufgrund des Unabhängigkeitstages von Dänemark zusammengefunden. Sie entschuldigten sich schon vorher, falls es laut werden sollte. Wurde es aber nicht und wir bekamen noch den Tipp, dass sich nicht weit weg ein warmes Schwimmbecken befinden würde. Also fuhren wir gegen 21:00 Uhr noch einmal los und genossen mit einigen Isländern das warme Wasser und die Aussicht über das Meer.








16.06.2024
Der nächste Tag stand im Zeichen des Selbstschutzes, der Vergänglichkeit und des Abschiedes.
Nach dem wir entspannt gefrühstückt und uns von der Gruppe Isländer verabschiedet hatten, begann die Abschiedstour von den Westfjorden. Die Isländer konnten noch eine Nacht länger bleiben, da sie am 17.06. Nationalfeiertag hatten und somit den Sonntag noch in vollen Zügen genießen konnten. Island hatte sich am 17.06.1949 von Dänemark für unabhängig erklärt.
Als wir nach wenigen Kilometern anhielten, um uns eine kleine niedliche Kirche anzuschauen, kamen wir mal wieder mit den angriffslustigen Seeschwalben in Berührung. Diese greifen einfach alles an, was in ihren Augen eine Gefahr für ihre Brut darstellt. Im besten Fall fliegen sie dich nur ziemlich nah an, in unserem Fall gab es gezielte Schnabeldenkanstöße auf den Kopf. Ich versuchte mich schnellstmöglich zur Kirche zu bewegen, in der Hoffnung, dass sie das Bemühen, sich von ihnen fernzuhalten, positiv vermerken, als plötzlich ein Schnabel auf meinen Kopf hämmerte. Alle kognitiven Aussetzer für den Rest meines Lebens sind somit erklärt.
Da wir fast bis zum Ende des Weges in Richtung Norden gefahren waren, mussten wir einen Teil davon wieder zurückfahren, damit wir gen Osten weiterfahren konnten. Dabei kamen wir auch wieder durch den Ort Djúpavík, in dem eine alte Heringsfabrik steht, die schon seit Ewigkeiten nicht mehr in Betrieb ist. Es wird durch Nutzung für künstlerische Zwecke und durch viele Aktionen versucht, das Gelände zu erhalten. Im Inneren der Fabrik waren einige Kunstwerke ausgestellt. Besonders nachdrücklich war ein Animationsfilm vom Leben eines Wildlachses von der Geburt bis zum Tod. Die alte Fabrik war auch Schauplatz für ein Sigur Rós Musikvideo aus dem Jahr 2006. Wir verbrachten einige Zeit auf dem Gelände und im naheliegenden Hotel, wo es kostenlos Kaffee gab.
Der Weg raus aus den Westfjorden zog sich etwas, da man jeden Fjord ausfahren musste, um dann 500 Meter Luftlinie wieder in den nächsten zu fahren. Aber es lohnte sich jeder Meter, bei den wiederkehrenden tollen Ausblicken. Wir hielten noch am Felsen Hvítserkur. Es ist erstaunlich, wie so ein Stück Gestein entsteht und die Zeit überdauert. Für ein Spektakel sorgte eine jüngere asiatische Frau, die den etwas steileren Weg nach oben zum Parkplatz wie angestochen rumschrie, weil sie bei den etwas schwierigen Passagen Angst hatte und ihr Mann sie eigentlich den ganzen Weg von hinten nach oben schob.
Unsere Übernachtung war diesmal im Ort Skagaströnd. Hier hatte ich 2020 im Winter übernachtet und fand es ziemlich idyllisch und ruhig, da es etwas abseits des ganz großen Touristenstroms liegt. Es war noch so angenehm warm und sonnig, dass wir Fußball im Freien genießen konnten.








17.06.2024
Wie schon 2020 sollte der nächste Halt die Farm von Ari und Freydi etwas südlich von Húsavík sein. Wir entschlossen uns, nicht gleich den direkten Weg nach Akureyri zu nehmen, sondern machten einen Bogen über Siglufjörður. Die Sonne schien und so wurden die teilweise noch stark verschneiten Berge mit dem tiefblauen Wasser in einen schönen Kontrast gesetzt. Die Gebirgskette veränderte sich auch ständig, so dass die langen Geradeauspassagen nicht langweilig wurden.
In Siglufjörður war die Sonne und die dadurch entstandene angenehme Wärme auf ihrem Höhepunkt. Wir suchten uns einen Freisitz am Hafen. Zwar war dort alles für einen entspannten Kaffee und vielleicht etwas Süßes vorbereitet, leider war das nur der äußere Anschein. Der Freisitz gehörte zu 2 Lokalen. Die einen beendeten gerade ihr Buffet, die anderen sahen irgendwie nicht so aus, als ob sie schon Lust hätten, etwas anzubieten. Also fuhren wir wieder.
Da Feiertag war, waren einige Orte auch ordentlich besucht. In dem einen war ein großes Stadtfest. Ich nenne es mal Stadt. Bei uns wäre es ein Dorf, aber bei ca. 380.000 Einwohnern auf der gesamten Insel, muss man andere Maßstäbe ansetzen. In Akureyri trafen dann feiernde Inselbewohner und Kreuzfahrttouristen aufeinander. Das führte zu wuseligem Treiben. Dennoch konnten wir uns das Stück Kuchen in unserem Lieblingscafé in der Innenstadt nicht verkneifen. Es war aber merklich hektischer als sonst. Shirley ergoogelte für Akureyri noch die angeblich beste Softeisdiele Islands. Also hielten wir dort. Wir hatten gerade das große Glück, dass vor uns eine große Ansammlung an Kindern und Jugendlichen aufschlug und die Schlange für mich nicht im Verhältnis zum wahrscheinlich bevorstehenden Ergebnis stand. Irgendwie ging es dann aber doch recht fix. Das Eis war so lala. Für ein Softeis ziemlich wässrig. Aber irgendwie lebt die Eisdiele auch von den vielen unterschiedlichen Toppings fürs Eis.
Außerdem war auch noch irgendein Autotreffen in der Stadt. An der Tankstelle wimmelte es von getunten deutschen Markenautos, die in erster Linie von relativ jungen Leuten mit finsteren Sonnenbrillen gefahren wurden.
Jetzt fuhren wir direkt zur Farm. Der Goðafoss, der ein sehr sehenswerter Wasserfall ist, wurde rechts liegengelassen. Der Blick auf den Parkplatz und auf die Ameisenstraße vom Parkplatz zum Wasserfall ließen mich von einem Stopp abhalten.
Auf der Farm wurden wir dann herzlichst begrüßt und bezogen für eine Nacht einen freien Bungalow. Die beiden Border Collies waren auch froh, mal wieder frische Gäste bekommen zu haben, die noch nicht tausend Mal „Hol das Stöckchen!“ mit ihnen gespielt hatten. Somit konnte man die Neuankömmlinge noch ordentlich strapazieren.








18.06.2024
Nach dem wir jetzt einige Tage am Stück hatten, an denen wir immer weitergefahren sind, waren wir froh, mal kein Gepäck ins Auto packen zu müssen. Also wurde ausgeschlafen, mit der Familie gefrühstückt und in aller Ruhe losgefahren. Da wir die Gegend um den Mývatn schon öfter besucht hatten und bisher auch gut erkundet haben, waren diesmal keine neuen Ziele dabei. Dennoch ist es um diese Zeit wieder ganz anders, als bei den Besuchen davor.
Wir starteten in einer für Island absolut untypischen Gegend. Ásbyrgi ist eine hufeisenförmige Schlucht, die aufgrund ihrer geschützten Lage mit Wald überzogen ist. Hier war es auch windstill und somit konnte die vorhandene Sonne ihre ganze Kraft entfalten. Die traumhafte Aussicht auf den kleinen grünen See wurde nur von einer älteren holländischen Dame unterbrochen, die ihren Mann mehrfach laut und fordernd rief. Dieser träumte aber irgendwie vor sich hin und kam dann demütig angelaufen, um seine Frau vor dieser tollen Kulisse zu fotografieren. Die beiden liefen uns noch öfter über den Weg und bei jeder Ansprache der Frau an ihren Mann wurde mein Mitleid für ihn ein wenig größer.
Der Dettifoss sollte das Hauptziel des Tages werden. Meine Sympathie für diesen kraftvollen Wasserfall kann ich nur immer wieder erneuern. Wenn nichts geschlossen ist, kommt man von zwei Seiten an den Wasserfall. Auf der Westseite wurde eine Asphaltstraße gebaut. Diese führte uns auch an einigen tollen Ausblicken in das Tal vorbei. Hier konnte man dann schon erahnen, wie viele Menschen zum Dettifoss unterwegs waren. Die noch geschlossene Seite im Osten ist eine Schotterpiste und unwegsam. Sie bietet auch nicht so viele Ausblicke. Man kommt aber am Dettifoss selber bis direkt an den Wasserfall. Im besten Fall kann man beide Seiten abfahren, weil das Erlebnis Dettifoss auf beiden Seiten komplett anders ist.
Am Dettifoss angekommen war es, trotz eines großen Parkplatzes, schwierig einen freien Parkplatz zu finden. Auch der Weg zum Wasserfall glich einmal mehr einer Ameisenstraße. Es war auch immer mal wieder leicht verschneit und matschig. Es gibt einige Plattformen, von denen man unterschiedliche Blickwinkel auf den riesigen Strom werfen kann. Auch die Möglichkeit trocken zu bleiben oder komplett nass zu werden, ist von Aussichtspunkt zu Aussichtspunkt dramatisch unterschiedlich. Wir haben natürlich alles mitgenommen. Es ist immer wieder beeindruckend, mit welcher Kraft das Wasser in die Tiefe stürzt. Wir liefen dann noch zum Selfoss, der oberhalb vom Dettifoss liegt und komplett anders anmutet. Hier wurde die Anzahl der Besucher schon immens weniger. Wie ganz oft reduziert sich die Anzahl an Menschen, sobald der Aufwand steigt.
Auf dem Rückweg fing es dann langsam an zu regnen. Dennoch hielten wir an einem größeren seismisch geprägtem Feld. Hier roch es angenehm nach Schwefel und es dampfte und blubberte an allen Ecken und Enden. Auch hier durften wir für den Parkplatz zahlen. Der Preis von fast 10 Euro pro Auto kam mir unverschämt vor. Das Gelände hat sich die letzten 10 Jahre nicht verändert. Vor 4 Jahren war es noch kostenlos dort zu parken. Jetzt wird ein bissel was asphaltiert und ein Zahlautomat hingestellt. Schon rollt der Rubel.








19.06.2024
Die Papageitaucher in Borgarfjörður hatten wir für diesen Tag fest im Blick. Zuerst verabschiedeten wir uns aber von Ari und Freydi und fuhren weiter in Richtung Osten. Da die Hunde beschäftigt waren und somit keine weitere Beziehungsebene zwischen Shirley und ihnen aufgebaut werden konnte, war der Abschied, auf die Hunde bezogen, nahezu emotionslos. Diese Tränenlosigkeit versuchte das Wetter mit vollster Energie auszugleichen.
Auf dem Weg in Richtung Egilsstaðir regnete und windete es sehr kräftig. Da man auf der Strecke dorthin durch eine Art Wüste aus Vulkanasche fährt, war gerade in den hochgelegenen Abschnitten kein Windbrecher vorhanden. Wir saßen dabei ja wenigstens noch im Trockenen. Das eine Paar auf dem Motorrad hatte da weniger Freude. Wir fuhren einige Kilometer hinter ihnen her. Besonders die Gicht der LKWs, dessen Fahrer auf Island eh schmerzbefreit sind, dürfte den beiden ordentlich zugesetzt haben.
Das schlechte Wetter führte uns dann direkt zu unserer Unterkunft. Eine kleine Hotelanlage 30 Minuten nördlich von Egilsstaðir. Wir konnten schon eher in unser kleines aber helles Zimmer und hatten somit genügend Zeit, uns auf das Spiel gegen Ungarn vorzubereiten. Im Gemeinschaftsraum des Hotels stand ein großer Fernseher und wir gesellten uns zu einem älteren Herren, mit dem wir uns gut über Island austauschen konnten.
Die Wetterprognose sah für den Abend ab 20:00 Uhr recht gut aus. Der Regen sollte aufhören. Wir wollten ja noch zu den Papageitauchern und diese sollten in den Abendstunden präsenter sein. Wir kannten die Papageitaucherhügel noch aus dem Urlaub 2017. Auf der Fahrt dahin zog es dann auch langsam auf und wir trafen gegen 19:30 Uhr am Ende der Straße auf dem neugeschaffenen Parkplatz ein. Es war noch gut was los, aber nie so, dass es wirklich störend war.
Und da saßen sie dann wieder zu Tausenden und wuselten tollpatschig durch die Landschaft. Es war kein Vergleich zur Sichtung von vor ein paar Tagen, bei der wir uns mit 3 Papageitauchern zufrieden geben mussten. Die Zeit verging dort wieder wie im Flug und die Kamera hämmerte ein Bild nach dem nächsten auf die CFExpress Karte. Die Kälte und der Wind ließen uns aber dann doch den Weg zum Parkplatz finden.
Einmal war ich fast ein wenig über mich selbst erschrocken. Ein kleines Kind versuchte, die Papageitaucher zu berühren, was aufgrund der Nähe auch möglich gewesen wäre. Wir hatten vorher einen Bericht gelesen, der darauf aufmerksam machte, dass die Vögel durch Berührung ihre Wasserschutzschicht im Gefieder verlieren könnten. Als das Kind dann zum weiteren Berührungsversuch ansetzte und die Eltern belustigt zusahen, kam ein energisches „DON´T TOUCH!!!“ über meine Lippen. Die richtigen Personen waren eingeschüchtert und ich ein wenig von meiner fordernd kräftigen Stimme angetan.
Die Fahrt zurück war dann geprägt von Zufriedenheit und einigen schönen Wolkendurchbrüchen der Sonne.








20.06.2024
Was für ein Unterschied! Es strahlte die Sonne mit ganzer Kraft und plötzlich waren Berge zu sehen, die am Tag zuvor noch verborgen blieben. Es war so warm, dass wir entspannt vor unserem Zimmer in der Sonne sitzen und frühstücken konnten, während um uns herum alles aufbrach, um weiterzuziehen. Wir hatten bewusst auf 2 Nächte gesetzt, da wir nicht wussten, ob das Wetter zum Besuch der Papageitaucher mehr als einen Anlauf brauchte.
Viele der Gäste des Hotels mussten schon früh abreisen, da sie nach Seyðisfjörður zur Fähre wollten. Wir bekamen mit, dass ein holländische Paar 8:00 Uhr auf der Fähre sein sollte. Wir konnten den Tag jedenfalls wesentlich entspannter angehen. Wir fuhren in aller Ruhe gegen 11:00 Uhr auch in diese Richtung. Seyðisfjörður ist einer unserer Lieblingsorte. Allein die Anfahrt auf das kleine Hafendorf ist fantastisch. Der Pass war noch total verschneit. Es kamen uns immer noch Autos von der Fähre entgegen. Auch einige Radfahrer mühten sich von der Fähre ins Inland. Da haben sie sich aber auch für den Beginn ihres Abenteuers eine der größten Steigungen auf Island ausgesucht. Jedenfalls schmeichelt sich das Land nicht gleich bei den Radfahrern ein. Einige haben ihr Rad auch geschoben.
Das Wetter meinte es weiterhin gut mit uns und wir genossen den Ort, einen Kaffee und die Umgebung. An den Hängen war alles voller blühender Lupinen. Die Lupinen haben sich stark verbreitet in der letzten Zeit. Darüber wird wohl kontrovers diskutiert, da sie keine einheimische Pflanze ist und sich auch in rauen Gegenden ansiedelt. Für die Augen und als Fotomotiv macht sie auf jeden Fall ne Menge her während der Blütezeit.
Es fällt immer wieder auf, dass die Isländer ihren Schrott auf ein Feld stellen und diesen dann scheinbar der natürlichen Verrottung überlassen. Ich weiß nicht, ob es hier eine weitere Wertschöpfungskette gibt oder es dann keinen mehr interessiert. Jedenfalls schmeicheln die Schrottberge nicht gerade dem Auge.
Wir fuhren dann von Seyðisfjörður direkt weiter Richtung Borgarfjörður, um uns noch einmal die Zeit mit den kleinen bunten Papageitauchern zu versüßen. Diesmal war das Sonne schon auf dem Weg zum Vogelhügel fantastisch und ließ die Berge in der Umgebung im besten Licht erstrahlen. Wir kamen diesmal ca. 1,5 Stunden eher am Parkplatz an als am Vortag. Er war dementsprechend gut gefüllt und es waren auch mehr Menschen als am Vortag zur Vogelbesichtigung unterwegs. Dennoch war es nie wirklich anstrengend. Die bedeutend wärmeren Temperaturen ließen uns auch geduldiger dem Treiben folgen. Dennoch war es dann irgendwann genug und wir fuhren ins Hotel zurück. Die beiden Abstecher nach Borgarfjörður hatten sich auf jeden Fall mehr als gelohnt. Die Sonne hielt den Rest des Tages tapfer durch und wir hatten eine tolle Rückfahrt.










21.06.2024
Diesmal gehörten wir auch zu denen, die ihre Sachen packen mussten, um weiterzureisen. In den Hotels soll man gegen 10:00 Uhr die Räume verlassen, wo die meisten Guesthouses einen bis 11:00 Uhr Zeit lassen. Die spätere Zeit kommt mir mehr entgegen. Wenn es den ganzen Tag hell ist, muss man ja nicht sonst wie früh losfahren. Der Morgen war bedeutend kälter als der vom Vortag. Somit gab es innerhäusiges Frühstück.
Wir wollten heute bis in die Nähe von Höfn in den Südosten der Insel fahren. Das Wetter war für diesen Teil nicht sonderlich gut angesagt. Bei der Abfahrt war der Himmel zwar wolkenbehangen, aber es regnete nicht. Wir fuhren zu einer kleinen Ausgrabungsstätte eines alten Klosters. Auf dem Gelände war auch ein Museum, welches sich dem Leben von Gunnar Gunnarsson widmete, einem bekannten isländischen Schriftsteller. Meine Kenntnisse bezüglich Literatur sind nicht die Besten, somit war mir der gute Mann nicht bekannt. Der braune Stein bei Trivial Pursuit war auch meist der, der mir das Genick gebrochen hat. Wie ich grad gelesen habe, ist Kunst und Literatur jetzt violett und nicht mehr braun. Die freundlichere Farbe ändert für mich aber nichts an den Wissenslücken.
Da das Wetter noch stabil blieb, entschlossen wir uns einen kleinen Abstecher in einen der kleinsten Fjorde im Osten zu machen. Der Mjóifjörður liegt südlich von Seyðisfjörður und ist nur über eine unwegsame Passstraße erreichbar. Bei der Überquerung des Passes waren wir total im Nebel eingehüllt. So lange man aber die nächste gelbe Stange am Fahrbahnrand sehen kann, ist alles in Ordnung. Das Tal zum Fjord war fantastisch und ließ uns die etwas mühsame Fahrt vergessen. Von allen Seiten stürzten Wasserfälle in die Tiefe. Der Fjord selber ist auch kaum besiedelt.
Auf dem Weg nach Höfn hielten wir kurz in Djúpivogur, um eine kleine Kaffeepause zu machen und die steinernen Vogeleier am Hafen zu begutachten. Der Kaffee war so mittel und die Eier sind irgendwie in einer unansehnlichen Ecke des Hafens platziert. Dennoch ist es mal interessant, die Vielzahl an verschiedenen Vogelarten zu begutachten, die auf Island brüten.
Wenn man nach Höfn fährt, kommt man unweigerlich an Stokksnes vorbei. Da ist ein Halt nicht abzuwenden, weil es ein einmaliger Blick über den schwarzen Strand zum Vestrahorn ist. Leider wurde hier der Wind sehr stark. Der Regen hielt sich noch in Grenzen. Der Wind fing aber an, den Sand vor sich herzutreiben. Somit verbrachten wir auch nicht sehr lange am Strand, da uns der Sand ins Gesicht peitschte und auch die Gefahr groß war, dass er in die Technik eindringt. Wir ließen das kleine Kap hinter uns und zogen nur wenige Kilometer weiter in unser neues Guesthouse ein. Dieses war sehr liebevoll gestaltet und so konnten wir Wind und Wetter gemütlich aussitzen.








22.06.2024
Der Wind hatte sich über Nacht gelegt, der Regen dagegen noch nicht. Da er aber nicht sonderlich stark war, versuchten wir unser Glück am Kap Stokksnes noch einmal. Bevor wir uns auf den Weg machten, wurde noch in aller Ruhe im Gemeinschaftsraum gefrühstückt. Da fiel mir mal wieder auf, dass ich einige Mitreisende einfach nicht verstehe. Wenn man in einen Raum tritt und es sitzen 2 andere Gäste in der Nähe des Weges, den man beschreitet, ist es einigen Menschen nicht möglich, Hallo zu sagen. Da wird einfach dran vorbei gegangen. Ich begreife einfach nicht, was da schief läuft. Diese Verhalten fällt mir auch immer öfter auf.
Beim Verladen des Gepäcks konnte ich mich aber im Regen wieder etwas abkühlen. Der Wind war diesmal am Strand von Stokksnes kein Faktor. Nachdem wir eine Weile spazieren und fotografieren waren, zog der Nebel zwischen den Grashügeln lang. Das sah total mystisch aus. Bei jedem Besuch sieht es dort einfach anders beeindruckend aus. Am Anfang der Landzunge wurde ein Vikingerdorf als Filmkulisse aufgebaut. Diese wurde wohl nie genutzt, aber sie passte super in die Gegend und war eine gelungene Abwechslung.
Unsere vorletzte Übernachtungslocation sollte für die nächsten 2 Nächte ein kleiner Bungalow am Strand von Vik sein. Der Straße nach Vik führte an einigen Topsehenswürdigkeiten vorbei. Der Jökulsárlón mit dem Diamond Beach ist eine davon. Wir wollten eigentlich einmal mit dem Amphibienfahrzeug über den Gletschersee fahren. Da der See und der Strand aber komplett im Nebel lagen, entschieden wir uns, die 2 Stunden von Vik am nächsten Tag, bei hoffentlich besserem Wetter, nochmal auf uns zu nehmen. Wir hielten dafür noch an 2 Gletscherlagunen, zu denen man in wenigen Minuten hinlaufen konnte. Diese einfache Erreichbarkeit solcher Naturschauspiele ist einer der Gründe, warum diese Ecke von Island bei Reisenden so begehrt ist. Es fasziniert auch immer wieder, diese Massen aus Eis zu sehen.
In Vik versuchten wir, bevor wir zum Bungalow fuhren, unser Glück in einem Restaurant, welches wir schon kannten und wo das Essen sehr lecker ist. Wir bekamen noch einen Tisch und aßen Pizza. Der Weg zur Unterkunft dauerte dann keine 10 Minuten. Der Bungalow war zwar klein, aber sehr zweckmäßig eingerichtet. Der Vermieter war ein sehr freundlicher Zeitgenosse, der früher aber Papageitaucher gefangen hatte. Damit hätte er sein können, wer er will. Bei Shirley kam jedenfalls keine Freude auf. Ich sah das etwas differenzierter. Wir genossen die Nähe zum schwarzen Strand und liefen am späten Abend noch eine Runde an den seichten Wellen entlang.








23.06.2024
Der Morgen begann, wie der Abend endete. Mit einem ersten kurzen Spaziergang am Strand, den ich erst einmal allein bestritt. Die Wellen, die am Vortag doch sehr seicht waren, knallten jetzt sehr ordentlich gegen den Strand und hangelten sich an den Basaltsäulen hoch. Wir gingen dann nach dem Frühstück noch einmal hin und gefühlt waren die Wellen jetzt noch etwas stärker. Der Strand war nun sehr gut besucht. Die meisten bleiben aber eher auf den ersten 200 Metern vom Strand (vom Parkplatz aus gesehen). Nach ein paar Metern zu Fuß Richtung Leuchtturmfelsen ist man dann fast wieder alleine.
Dem Spaziergang folgte die schon angekündigte Fahrt zum Jökulsárlón. Wir hatten die Hoffnung, dass das Wetter diesmal besser ist und sich die etwas längere Anfahrt lohnen würde. Da ich nicht wusste, wieviel Zeit wir schlussendlich dort verbringen würden und wir pünktlich zum Deutschlandspiel wieder im Bungalow sein wollten, fuhren wir ohne große Pausen durch. Wir kamen am Gletschersee an und die Sonne schien. Perfekt! Die erste Herausforderung war es, einen Parkplatz zu finden. Es wurde schon auf den Überhangparkplatz auf der Strandseite verwiesen. Aber egal. Wer nicht wagt, der fern vom Gletscher parkt. Parkplatz ward gefunden und eingenommen. Nächste Herausforderung war das Bezahlen der Parkgebühr. Shirley bekam es online nicht so richtig hin und es war für gefühlt 1000 Leute nur ein Parkautomat verfügbar. Also etwas gewartet und dann dort bezahlt.
Nächste Herausforderung war dann die Fahrt mit dem Amphibienfahrzeug. Die 30 Minuten Fahrt durch die Eisberge kostete 50 Euro pro Person. Was für isländische Verhältnisse ja fast umsonst ist. Wir konnten auch sehr zeitnah mitfahren, weil noch Plätze frei waren. Das Boot bewegte sich dann gemütlich Richtung Gletschersee und wir wurden aufgefordert, unsere Rucksäcke in die Kabine vom Steuermann zu legen. Nach den ersten Metern auf See, wussten wir dann auch warum. Es war wahnsinnig windig und somit auch wellig. Das Boot stieß regelmäßig in die Wellen hinein und mehrere eiskalte Wasserfontänen ergossen sich über dem Boot und somit über uns allen. Problem für die Technik war, dass es nicht nur Süßwasser ist, sondern sich auch Salzwasser vom Meer mit dem Gletscherwasser vermischte.
Die Duscheinlagen wurden dann aber weniger und man konnte sich auf die grandiosen Eisberge konzentrieren, die in allen erdenklichen Blautönen erstrahlten. Nach der feucht-fröhlichen Bootsfahrt liefen wir noch auf die Seite vom Diamond Beach. Aus der Ferne war kaum gestrandetes Eis zu erkennen. Aber umso näher man kam, umso mehr sah man die vielen Eisbrocken, die vom Meer umspült wurden und die wie Kristalle glänzten. Wahnsinn!
Der Wind nahm noch mehr zu und es erinnerte uns schon fast an Stokksnes von vor 2 Tagen. Da wir gut in der Zeit lagen, war der Rückweg entspannter. In Vik aßen wir bei einem sehr leckeren Vietnamesen und ließen uns gut gesättigt zum Fußballspiel im Bungalow nieder. Der Spaziergang nach dem Spiel bescherte uns dann noch ein Fakebrautpaar am Strand. Am Anfang dachte ich noch, es wäre echt. Als dann aber eine Meute von 10 Fotografinnen um die beiden herumliefen und Anweisungen gaben, war mir klar, es konnte nur ein Workshop sein.









24.06.2024
Und schon wieder ist der letzte Tag der Islandreise angebrochen. Wir mussten erst 12:00 Uhr aus dem Bungalow und ließen uns dementsprechend Zeit. Auch ein Spaziergang am Strand durfte zum Abschluss nicht fehlen. Wie waren 4 mal am Strand und jedes Mal war es komplett anders. Diesmal konnte man den riesigen Felsen am anderen Ende des Strandes klar erkennen. Sonst lag er immer im Dunst.
Die letzte Unterkunft vor dem Abflug wähle ich immer sehr flughafennah. Da die meisten Flüge gefühlt mitten in der Nacht abheben, hat man nicht ganz so viel Stress, wenn man 4 Uhr am Morgen zum Flughafen muss. Außerdem kann man 10 Minuten länger schlafen.
Der Weg nach Garður, wo die letzte Unterkunft lag, führte uns wieder an vielen Hotspots vorbei. Am Skógafoss gab es einen kurzen Halt an einem Nebenweg, um den Wasserfall aus der Ferne und mit all den Lupinen einzufangen. Die Vereinigung mit den Massen an Menschen, die sich am Wasserfall befanden, sparten wir uns und hoben uns dieses Erlebnis für den Geysir und den Gullfoss auf.
Das Wetter war nicht so richtig einzuschätzen und es sah so aus, als ob wir in die dunklen Regenwolken hineinfahren würden. Glücklicherweise hielt das Wetter ganz gut durch. Am Geysir ist es immer wieder faszinierend auf den Ausbruch zu warten. Uns hat es vor allem die entstehende Wasserblase vor dem eigentlich Ausbruch angetan. Man starrt gebannt auf das Wasser und versucht jede Bewegung zu deuten, bis man dann doch wieder vollständig erschreckt, wenn der Strokkur ausbricht. Grandioses Schauspiel.
Da der Gullfoss nur ca. 10 Minuten vom Geysir entfernt liegt, kann man ihn nicht ignorieren. Hier wurde in den letzten Jahren massiv in die Infrastruktur investiert. Es gibt jetzt mehrere Plattformen, von denen aus man einen guten Blick auf den riesigen Wasserfall hat. Dass Island im Massentourismus angekommen ist, zeigte mir nun endgültig das Schild, welches vor Taschendiebstahl warnte.
Der restliche Tag fühlte sich wie Abschied an. Wieder an Reykjavik und dem Flughafen vorbeigehuscht und bis zur Unterkunft durchgefahren. Die tolle Unterkunft wurde erst einmal mit all unserem Gepäck zugemüllt, damit wir es in Ruhe in unsere Rucksäcke sortieren konnten. Es folgte ein kleiner Spaziergang zum Strand und zu den beiden Leuchttürmen. Ein letztes Mal wehte ein kalter Seewind unser Gesicht.








Fazit
Wieder einmal zeigte sich Island von einer anderen Seite. Das Fehlen der Dunkelheit fühlte sich erst einmal gewöhnungsbedürftig an. Wir konnten aber immer gut schlafen. Shirley fand es toll, weil es uns in der endlosen Erkundung der Insel nicht einschränkte. Mir fehlte der Tag-Nacht-Wechsel. Auch aus fotografischer Sicht fehlten mir diese Lichtstimmungen um den Sonnenauf- und Untergang.
Ansonsten merkt man die kontinuierliche Veränderung der Insel hin zum Massentourismus. Natürlich spürt man diese Veränderung im Süden wesentlich stärker, als in den eher verlasseneren Orten in den Westfjorden oder im Nordosten. Dennoch verirren sich auch dort immer mehr Menschen hin.
Ich hatte auch ein wenig die Straßenzustände um diese Zeit unterschätzt. Zwar war die Ringstraße in sehr gutem Zustand, aber alle Hochlandstraßen waren noch gesperrt. Das hätte ich um die Zeit nicht mehr erwartet. Ist aber normal, da noch sehr viel Schnee in die Hochebenen liegt.
Ein letzter Wehrmutstropfen sind die fast unverschämten Preise. Über 30 Euro für 2 Stück Kuchen mit Kaffee oder 170 Euro für ein kleines Doppelzimmer mit Gemeinschaftsbad sind einfach zu viel. Es ist ein leichtes, über 200 Euro für ein Doppelzimmer im Hotel auszugeben. Ein Ende dieser Spirale ist noch nicht in Sicht. Vielleicht ändert es sich, wenn die ganzen neugebauten oder noch im Bau befindlichen Bungalows und Hotels nicht mehr ausgebucht sind. Wir werden sehen.
Jetzt genug „gejammert“. Island ist und bleibt eine faszinierende Insel. Obwohl wir viele Dinge schon kannten und auch mehrfach besucht hatten, ziehen sie uns immer wieder in ihren Bann. Island gibt uns immer wieder diese fantastische Energie des Erkundens und diese einzigartigen Momente, die man nur dort erlebt. Es wird sicherlich nicht der letzte Besuch gewesen sein.
P.S. Wir sind knapp 5000 km gefahren, haben 7,6 Liter Benzin im Schnitt verbraucht und ich habe ca. 8600 Bilder gemacht.

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